schweres Nachtgewitter vom 27.08.2006
Hallo, heute Nacht gab es im Raum Rostock ein schweres Gewitter mit intensivem Regen und zahlreichen elektrischen Entladungen. Grund für dieses extreme Ereignis war zweifellos das verhältnismäßig noch sehr warme Wasser der Ostsee - ca. 20°C vor Rostock Warnemünde - in Verbindung mit dem Randtief Florence. Dieses Tief bewegte sich am 26.08 über den Nordosten Deutschlands. In Mecklenburg-Vorpommern entlang einer Linie Seenplatte - Rügen. Das folgende Satellitenbild zeigt die Rotation des Tiefs mit der Entwicklung kräftiger Schauer und Gewitter um 17:42 Uhr des 26.08.06. Das zweite Bild zeigt den kräftigen Gewittercluster über dem nördlichen, mittleren Mecklenburg - Rostock. Dieses Gewitter entwickelte sich auf der Südwestflanke des Tiefs, während dessen Ausläufer instabile Höhenkaltluft aus Nordwest heranführte.

 

Die folgenden Bilder entstanden am 26.08. gegen 19 Uhr in Heiligendamm, Richtung Süd. Diese Gewitterzelle blieb relativ ortsfest. Es war eine starke Windscherung in einer Höhe von ca. 4000 m zu erkennen - der Aufwindbereich der Zelle, links, bewegte sich in Richtung Ost während sich der obere Teil (Eisschirm) in Richtung Südwest bewegte. Zusätzlich ist eine Inversion in der Höhe der Windrichtungsänderung zu erahnen, die durch eine Divergenz im mittleren Stockwerk des Versorgungsturms zu erkenn ist. Der Aufwindbereich der Zelle durchstieß die Inversionsschicht 3 Mal im Abstand von ca. 20 min. Dies hatte jedes Mal die Ausbildung eines Eisschirmes mit ein bis zwei Entladungen zur Folge. Jeder Eisschirm wurde durch die Windscherung von der Basis wegbewegt.






Am Abend entwickelten sich dann erste Gewitter über Rügen. Das warme Wasser brachte diesen Zellen permanent Energie. Gegen 2:30 Uhr nachts wachte ich dann durch erstes heftiges Donnergrollen auf. Ich stand sofort auf und baute mein Stativ und die Kamera auf dem Fensterbrett des Arbeitszimmers auf - Blick Richtung Norden. Es hatte sich eine schnell anwachsende Zelle ca. 10 km nördlich von Heiligendamm entwickelt, deren aktiver Aufwindbereich sich langsam die Küste entlang Richtung Ost-Nordost bewegte. Der Niederschlagsbereich zog jedoch Richtung Süden. Durch diese reteograde Entwicklung kamen spektakuläre Blitze zum Vorschein, die nicht durch Niederschlag verdeckt bzw. verschleiert wurden. Um 4:30 Uhr hatte sich die Zelle abgeschwächt und die Entladungen machten sich rar. Auf dem Blitzspion war eine weitere Gewitterlinie östlich von Fehmarn zu erkennen, dessen aktiver Bereich sich jedoch Richtung Nordost zu bewegen schien.


































Ich war mit den Aufnahmen vollkommen zufrieden und legte mich wieder ins Bett. Jedoch konnte ich nicht einschlafen, da sich 20 min später ein neuer sehr kräftiger Aufwindbereich direkt vor Rostock Warnemünde entwickelte. Dieser Bereich bewegte sich unter Verstärkung Richtung Süden - also direkt auf mich zu. Es entluden sich fast nur Erdblitze. Als der Abwindbereich mit heftigem Niederschlag über meinen Standort hereinbrach, musste ich das Fenster schließen und durch die Scheibe fotografieren. Die folgenden Bilder zeigen ein paar der Naheinschläge.
























Dieser Einschlag ist ungefähr 150 m entfernt. Zeitgleich setzte ein unwahrscheinlich heftiger Donnerschlag ein, der die Scheiben erzittern ließ.
Auffällig war die beunruhigend hohe Blitzdichte. Innerhalb von einer viertel Stunde entluden sich auf einem Areal von maximal 5 km² 20 bis 25 heftige Erdblitze.




















Die Gewitteraktivität dieser Nacht und des nächsten Tages werden in der folgenden Gif-Animationen veranschaulicht. Je dunkler die Kreise desto größer ist die Blitzanzahl pro 30 min. Das war mit Sicherheit das heftigste Gewitter, welches ich bewusst miterleben durfte… Bis 11 Uhr vormittags gab es immer wieder vereinzelte Blitzschläge mit lautem Donnergrollen.