heftiges Unwetter in der Nacht vom 29.08.2006
Hallo, nachdem am 27.08.2006 ein schweres Gewitter über Rostock wütete (siehe Bericht vom 27.), dachte ich, dass war der Höhepunkt dieser Saison bzw. der letzten Jahre. Jedenfalls für diese Region. Doch ich sollte eines besseren belehrt werden.

Am 29.08.2006 befand sich Mecklenburg-Vorpommern vorderseitig einer Kaltfront bzw. Kaltluftpassage eines ausgeprägten Tiefdrucksystems über Mitteleuropa. Am Tage brachte diese Front im östlichen Schleswig-Holstein ergiebigen Regen mit eingelagerten Gewittern. Jedoch bewegte sich dieses System nur sehr langsam Richtung Osten, so dass ich mich auf kein besonderes Wetter einstellte.

Gegen 19 Uhr hatte ich einen Termin in Bad Doberan (ca. 15 km westlich von Rostock). Auf dem Weg dorthin konnte ich eine Schauerzelle beobachten, die sich an der Küste entwickelte und rasch Richtung Süden, über Doberan hinweg zog. Nach 5 min konnte ich auch erste Entladungen erkennen. Diese Entwicklung gefiel mir gar nicht gut, da ich keine Kamera dabei hatte und erst gegen 20 Uhr nach Rostock zurück fahren konnte. Auf dem Rückweg bot sich mir ein seltenes Bild. Als ich dichter an Rostock herangefahren war machten tief hängende Wolkenfetzen die Sicht auf Rostock frei.

Über der Stadt hatte sich ein kräftiges Gewitter gebildet. Die tief hängende Wolkenbasis bildete eine enorme Böenfront aus unter der die Stadt im schwarzen Niederschlag versank. Die Basis leuchtete, von den Lichtern der Stadt angestrahlt, in einem eigenartigen orange. Die Wolken oberhalb der Basis leuchteten von lila bis grün. Der schwarze Niederschlag mit den darüber ziehenden Stratus Fractus der Böenfront erinnerten an einen riesigen Schlund. Ab und zu zuckten Blitze aus dem Niederschlagsvorhang hervor. Das gesamte Bild war sehr bedrohlich.

Als ich zu hause angekommen war zog das Gewitter unter starker Abschwächung Richtung Süden, über die Stadt ab. Jedoch der Blick Richtung Norden, auf die Ostsee ließ mich auf eine Neuentwicklung hoffen. Die Dämmerung hatte schon lange eingesetzt, so dass ich keine großartigen Wolkenstrukturen mehr erkennen konnte. Jedoch machte das die ganze Situation noch spannender. Über der Ostsee hatte sich ein tiefschwarzes Wolkenband entwickelt. Es war der neue Aufwindbereich der sich schätzungsweise über 20 km² erstreckte. Diese neue Basis war einheitlich dunkel. Es gab keine Aufhellungen die auf ein Abreißen des enormen Aufwindes hinweisen könnten. Ich baute sofort die Kamera auf und genoss die Entwicklung. Das erste Bild zeigt den ersten Blitz der neuen Zelle, der zweite schlug ungefähr 200 bis 300 Meter direkt vor meinem Fenster ein. Der Donnerschlag kam sofort in einer Lautstärke, dass ich mich instinktiv zu Boden hockte. Nach dem Donner knisterte die Luft für ca. 2 Sekunden sehr laut weiter. So etwas hatte ich noch nie erlebt. Das Foto ist trotz Blende 12 extrem überbelichtet. Meine Augen waren es auch… ;-). In den kommenden 20 Minute gab es extrem viele Naheinschläge.







Dieser Blitz ist leider nicht vollständig im Bild. Er schlug ca. 300 Meter entfernt, direkt in das Feld ein. Der Einschlagspunkt glühte nach dem Blitz für kurze Zeit. Nach dem der Wind aus nördlicher Richtung zulegte musste ich das Fenster schließen. Ich ging auf den Balkon und fotografierte nach Richtung Süden weiter. Zwei Blitze schlugen direkt in unser Haus ein, der Donner unt das Knistern der Luft waren so extrem laut, dass ich erneut zu Boden ging. Nach dem ersten Einschlag prasselte Hagel auf das Dach und die unten stehenden Autos. Nach der Lautstärke zu urteilen war der Hagel 1 bis 2 cm groß. Aus den Gullis strömte das Wasser und die Straßen liefen randvoll. In der Region vielen bis zu 80 l/m² Regen innerhalb von 2 Stunden. Die Sirenen gingen an und die ganze Nacht hindurch war die Feuerwehr im Einsatz

















Die Zelle über mir schwächte sich ab und zog Richtung Süden weiter. Die elektrische Aktivität ließ deutlich nach. Jedoch bildete sich nach 10 Minute ein weiterer aktiver Bereich über der Küste nördlich von Bad Doberan. Die folgenden Bilder zeigen schöne Blitze die von mir aus gesehen vor dem Niederschlagsbereich liegen. Dadurch ist die Schärfe der Blitzbilder sehr hoch und die kleinsten Verästellungen sind zu erkennen. Diese Zelle wütete ca. 20 Minuten lang und in einem kleinen Areal gab es zahlreiche Einschläge.



























































Die folgende Animation zeigt das Niederschlagsradar dieses Abends von Mecklenburg-Vorpommern. Man kann deutlich erkennen, dass sich die stärksten Niederschläge entlang der Küste entwickeln. Diese heftigen Abwindbereiche stammen von den etwas nördlicher liegenden Basen der einzelnen Zellen. Es ist auch die reteograde Entwicklung - die Entwicklung entgegengesetzt der Hauptwind- bzw. -zugrichtung zu erkennen. Im letzten Bild ist die Blitzaktivität von 20:30 Uhr bis 22:30 Uhr dargestellt.