heftiges Hagelgewitter vom 25.05.2007
Hallo, heute lag Deutschland in mitten einer südwestlichen Strömung mit feuchtwarmer und instabil geschichteter Luft. Zudem bildeten sich mehrere Randtiefs an der Ostflanke eines sehr kräftig ausgeprägten Tiefdrucksystems über dem Atlantik. Für Gewitterfreunde sind diese Wetterlagen immer besonders spannend und aufregend. Zudem soll sich dieses Situation noch bis zum Pfingstmontag halten, sodass es vielleicht noch einen weiteren Bericht hier geben wird.

Aber nun erstmal zum Gewitter vom 25.: Nachdem am Vormittag 2 leichte Gewitterzellen die Küstenlinie westlich von Rostock entlang zogen und sich vor Rostock noch kurz verstärkten, kam ab 10:00 Uhr die Sonne wieder zum Vorschein. Die Temperatur stieg schnell auf 25 °C an. Zudem war es drückend schwül mit einem Taupunkt von 20 °C. Gegen 14:00 Uhr hatte ich dann Chance einen Blick auf das Regenradar zu werfen. Es zog erneut eine etwas größere Zelle von Lübeck Richtung Mecklenburger Bucht, deren südlicher Teil gerade Wismar erreicht hatte. Trotzdem ich meine Zweifel bezüglich der Verstärkung dieser Zelle hatte, packte ich um 14:30 Uhr meine Sachen zusammen und fuhr zu einem Chasing los. Die Zweifel waren nicht unbegründet: in Warnemünde lag die Lufttemperatur bei auflandigem Wind nur bei 19 °C und aus Erfahrung weiß ich, dass gerade bei Südwestlagen die Gewitterentwicklung im Küstenumfeld in dieser Jahreszeit zu wünschen übrig lässt.

Jedoch entschied ich mich in Richtung Nordwesten loszufahren, wenigstens bis zur Ostseeküste. Ich suchte mir einen exponierten Standpunkt im Nordwesten von Elmenhorst und wartete ab. Mit ein wenig Glück würde ich den südlichen und aktiven Bereich der Zelle erwischen.

Hierzu mal ein kleiner Einwurf: hier im Ostseeumfeld ist es extrem selten und schwierig den aktiven (meistens südlichen) Teil von Gewittern zu erwischen, da die Strömung bei Gewitterlagen fast immer aus südlichen Richtungen kommt. Oft ist es so, dass entwickelte Zellen ihren Eisschirm voran "schicken" und sich daher die Luft im Vorfeld abkühlt. Außerdem fehlt die warme Luft über der Ostsee was zusätzlich hemmend wirkt. Ich machte mir deshalb keine allzu großen Hoffnungen auf spektakuläre Wettererscheinungen.

An meinem Aussichtspunkt angekommen stieg ich aus dem Auto und hörte direkt entferntes aber heftiges Grollen. Jedoch machte die sehr diesige Luft (1 km Sichtweite) das Erkennen vom herannahenden Gewitter unmöglich. Man konnte nur einen gleichmäßigen Übergang von Weiß bis Grau in Richtung Nordwest erkennen. Gegen 15:00 Uhr machte sich das Donnergrollen rar und der dunkle Bereich war auf dem Weg über die Ostsee abzuziehen. Ich fuhr also wieder los um mir den neuesten Stand der Lage im Internet zu holen. Vorher wollte ich aber noch meine Freundin aus Warnemünde abholen.

Die kurze Fahrtstrecke dauerte wegen G8 und Co verhältnismäßig lange, sodass ich erst gegen 15:20 Uhr auf der Mittelmole ankam. Ich hatte Chance das Radar zu sichten und pestete mich direkt, dass ich aus Elmenhorst abgehauen bin - hefigste Niederschläge kurz davor und im Begriff Warnemünde knapp nördlich zu verfehlen. Jedoch sagte mir der Blick aus dem Fenster: man kann ja mal schaun was so kommt… Ich ging also wieder runter zum Auto und nahm meine Kamera. Und nun sah ich auch das komplette Ausmaß der sich entwickelnden Front. Der Aufwindbereich lag direkt über mir - diese dunkle Wand sah wirklich bedrohlich aus. Dazu gab es ein andauerndes, dirket von oben kommendes, blechernd klingendes Donnergrollen. Vielleicht Hagel im Spiel? Dann ging alles sehr schnell - vereinzelt sehr große Regentropfen - Sturmböen - und dann Hagel. Ich stellte mich an die Südwand von einem Gebäude, sodass ich ein paar Aufnahmen machen konnte. Jedoch brachte das nicht viel - ich wurde trotzdem plitsch nass. Leider hatte ich meine kleine Sonykamera vergessen und kann euch deshalb kein Video von der Action zeigen.

Hier kurz die Fakten: Böen: 80 km/h, Hagel 3 cm, Regen 8 mm in 10 min, Sicht zwischenzeitig unter 30 m. Nachdem der Güterzug vorbei gefahren war ;-), bot sich mir der Blick auf den extremen Eisschirm und weitere Quellungen im Osten. Das Beste an der Geschichte war jedoch, dass sich die Luft kaum abgekühlt hatte. In Rostock waren immer noch 25 °C bei 20 °C Taupunkt. Also könnte ja noch was passieren. Im Westen hatte sich auch eine zweite Gewitterlinie gebildet. Ich fuhr deshalb gegen 16:15 Uhr nochmal Richtung Süden los. Das war aber leider nur n Satz mit x… Trotzdem konnte ich noch ein kleines Zeitraffer von Abziehenden Gewitterwolken aufnehmen:

Zeitraffer cumulus congestus

Mein Chasing-Kollege Enrico war auch unterwegs, seine Berichte findet ihr hier:

Enrico Chasing 1
Enrico Chasing 2
Enrico Chasing 3


Gruß Alex

Ach noch was... aus Elmenhorst (meinem ersten Beobachtungsstandort) sind mir Berichte von Tischtennisball großem Hagel und zerstörten Gärten zu Ohren gekommen. Ich werde der Sache aber noch auf den Grund gehen. Wenn es wirklich so war, hatte ich ja auch Glück wegen meinem Auto.